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Eckdaten

Der US-Amerikanische Maler, Grafiker und Bildhauer Roy Lichtenstein gilt als einer der einflussreichsten und innovativsten Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein künstlerisches Schaffen läutete gemeinsam mit dem Werk von Andy Warhol den Beginn der Pop Art-Bewegung ein.

Bekannt ist Roy Lichtenstein seit den 1960er Jahren für seine großflächige Umsetzung von Comic-Zeichnungen. Dabei vergrößert er die für den Zeitungs-Offsetdruck typischen Rasterpunkte und paart sie mit großzügigen Farbflächen. Heute ist er für diese Rasterpunkte und seine Pinselstrich-Arbeiten (,,Brushstrokes“) weltweit berühmt. Seine Werke zählen zu den Ikonen des 20. Jahrhunderts und sind in zahlreichen bedeutenden Kunstinstitutionen auf der ganzen Welt vertreten.

Biografie

Kindheit & Jugend

Roy Fox Lichtenstein wird am 27. Oktober 1923 in New York City geboren und wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Sein Vater ist Immobilienmakler, und seine Mutter engagiert sich in der Kunstszene, was Lichtensteins frühes Interesse an Kunst und Kultur fördert. Schon in seiner Kindheit zeigt er eine Neigung zum Zeichnen und kreativen Ausdruck, doch sein Interesse an der Kunst entwickelt sich erst während seiner Schulzeit stärker.

Lichtenstein besucht die Franklin School for Boys in Manhattan und verbringt seine Freizeit damit, Kunstgalerien und Museen in New York zu besuchen. Nach dem Abitur 1940 beginnt er ein Kunststudium an der Ohio State University, wo er mit verschiedenen künstlerischen Techniken experimentiert und das Handwerk der Malerei und Zeichnung erlernt. Sein Studium wird jedoch durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, als er 1943 in die Armee eingezogen wird.

Während des Krieges dient Lichtenstein in Europa, kehrt jedoch 1946 an die Ohio State University zurück, um sein Studium abzuschließen. Nach dem Krieg beschäftigt er sich intensiv mit der amerikanischen Kunst und nimmt die Einflüsse des Abstrakten Expressionismus in sich auf, der in den 1940er und 1950er Jahren die Kunstwelt dominiert.

 

Frühe Karriere und Suche nach einem eigenen Stil

In den späten 1940er und 1950er Jahren entwickelt Lichtenstein seine ersten Arbeiten, die sich stark an der Abstrakten Kunst orientieren. Zu dieser Zeit arbeitet er als Kunstlehrer und produziert Gemälde im Stil des Kubismus und des Expressionismus, die jedoch keine nennenswerte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Lichtenstein experimentiert mit verschiedenen Stilen und Themen, doch es gelingt ihm zunächst nicht, sich in der Kunstszene zu etablieren.

Der entscheidende Wendepunkt in seiner Karriere kommt in den frühen 1960er Jahren, als er beginnt, sich mit der Populärkultur auseinanderzusetzen. In einer Zeit, in der der Konsum, die Massenmedien und die Werbung immer stärker die amerikanische Gesellschaft prägen, entwickelt Lichtenstein ein Interesse daran, diese Einflüsse in seiner Kunst aufzugreifen. Besonders inspiriert wird er von den Comics und Werbeanzeigen, die er als Material für seine neuen Arbeiten verwendet.

1961 malt er eines seiner ersten berühmten Werke, „Look Mickey“, ein Bild, das auf einem Comic von Walt Disney basiert und Donald Duck und Mickey Mouse zeigt. Dieses Werk markiert den Beginn von Lichtensteins charakteristischem Stil, der bald weltberühmt werden sollte: große, klare Umrisse, kräftige Farben und das stilisierte „Ben-Day-Punkte“-Muster, das den industriellen Drucktechniken nachempfunden ist. Diese Punkte, zusammen mit den comicartigen Sprechblasen und übertriebenen Emotionen, werden zu Lichtensteins Markenzeichen und prägen seine ikonischen Werke.

 

Durchbruch und Pop Art

Lichtensteins Werk wird schnell zu einem zentralen Bestandteil der aufkommenden Pop Art-Bewegung, die sich gegen die emotionale Tiefe und Abstraktheit des Expressionismus stellt und stattdessen die Themen der Massenkultur, des Konsums und der Alltagswelt aufgreift. Er findet in alltäglichen Motiven wie Comics, Werbung und populären Bildwelten seine Inspiration und schafft damit einen Bruch mit der vorherrschenden Kunsttradition.

Eines seiner berühmtesten Werke, „Whaam!“ (1963), ist eine großformatige Darstellung eines Luftkampfs aus einem Kriegscomic. Mit leuchtenden Farben, dramatischen Linien und den ikonischen Ben-Day-Punkten schafft Lichtenstein eine stilisierte, fast mechanisch wirkende Darstellung von Gewalt und Emotion. Gleichzeitig entzieht er dem Bild seine narrative Tiefe und reduziert es auf reine visuelle Effekte. Dieses Spiel mit Bildsprache und Realität wird zu einem zentralen Aspekt von Lichtensteins Kunst.

Weitere bekannte Arbeiten dieser Zeit sind „Drowning Girl“ (1963) und „Oh, Jeff... I Love You, Too... But...“ (1964). Diese Werke basieren auf Comics, die romantische oder dramatische Szenen darstellen, und greifen gleichzeitig die übertriebenen Emotionen und Klischees der Populärkultur auf. Durch die Vergrößerung und Verfremdung dieser Motive hebt Lichtenstein die Banalität und Künstlichkeit dieser Szenen hervor und macht sie zu einer Reflexion über die Oberflächlichkeit der Konsumgesellschaft.

 

Entwicklung des Stils und künstlerische Innovationen

Lichtensteins Kunst bleibt in den 1960er Jahren eng mit der Bildsprache von Comics und Werbung verbunden, doch er experimentiert auch mit anderen Themen und Stilen. Er schafft eine Reihe von Werken, die auf der Kunstgeschichte basieren, in denen er die Werke von Künstlern wie Picasso, Claude Monet und Mondrian in seinem charakteristischen Stil neu interpretiert. Diese Werke, wie „Brushstrokes“ (1965), spielen mit der Idee der Abstraktion und der gestischen Malerei und zeigen, wie Lichtenstein das Verhältnis von Original und Reproduktion, von Handwerk und maschineller Herstellung hinterfragt.

In den 1970er Jahren erweitert Lichtenstein sein Repertoire und wendet sich zunehmend der Skulptur zu. Er experimentiert mit dreidimensionalen Werken, die seine ikonischen comicartigen Motive in den Raum übertragen. Gleichzeitig setzt er sich auch mit abstrakten Themen auseinander und schafft Werke, die das Spiel mit Farben und Formen auf eine neue Ebene bringen. In seiner Serie von Spiegelbildern und Reflexionsbildern beschäftigt er sich mit der visuellen Wahrnehmung und dem Thema der Täuschung, wobei er die Oberflächlichkeit und Künstlichkeit von Bildern in den Mittelpunkt stellt.

 

Späte Jahre und Anerkennung

In den 1980er und 1990er Jahren bleibt Lichtenstein eine zentrale Figur in der internationalen Kunstszene. Seine Werke werden in bedeutenden Museen weltweit ausgestellt, und er erhält zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Trotz seines Erfolgs bleibt er künstlerisch aktiv und entwickelt neue Serien, die sich mit abstrakten und figurativen Themen auseinandersetzen.

Eine besonders wichtige Phase in seiner späten Karriere ist seine Rückkehr zu Themen aus der Kunstgeschichte, wie in seiner Serie von Interieurs und Nudes. In diesen Arbeiten kombiniert er seine comicartige Ästhetik mit klassischen Themen der Aktmalerei und der Raumdarstellung. Gleichzeitig bleibt er der Pop Art treu und reflektiert in seinen späten Arbeiten weiterhin über die Beziehung zwischen Kunst, Massenmedien und Konsumkultur.

Roy Lichtenstein stirbt am 29. September 1997 in New York City an den Folgen einer Lungenentzündung. Trotz seines Todes bleibt sein Einfluss auf die moderne Kunst ungebrochen. Lichtenstein wird als einer der bedeutendsten Vertreter der Pop Art gefeiert, dessen Werke die Grenzen zwischen Hoch- und Massenkultur radikal neu definiert haben.

 

Vermächtnis und Einfluss

Roy Lichtensteins Werk hat die moderne Kunst nachhaltig geprägt. Er ist bekannt für seine Fähigkeit, alltägliche und triviale Bilder aus der Massenkultur zu nehmen und sie in eine künstlerische Sprache zu übersetzen, die sowohl zugänglich als auch tiefgründig ist. Seine Arbeiten, die oft humorvoll, ironisch und spielerisch sind, hinterfragen die Natur des Kunstwerks und die Rolle des Künstlers in einer durch Massenmedien geprägten Gesellschaft.

Lichtensteins Werke werden heute in den renommiertesten Museen der Welt ausgestellt, darunter das Museum of Modern Art in New York und die Tate Modern in London. Seine charakteristischen Comicbilder, die in ihrem Stil unverkennbar sind, haben Generationen von Künstlern inspiriert und gelten als Schlüsselwerke der modernen Kunstgeschichte.

Ausstellungen

  • 04.04.2022 - 05.06.2022 Roy Lichtenstein: History in the Making – Columbus Museum of Art, Columbus.
  • 27.11.2021 - 08.05.2022 Pop Art | From Warhol To Panamarenko – Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Ghent.
  • 24.09.2021 - 09.01.2022 The Cool and the Cold. Malerei aus den USA und der UdSSR 1960–1990 – Gropius Bau, Berlin.
  • 19.06.2021 - 12.09.2021 Sweet Lies. Fiktionen der Zugehörigkeit - Ludwig Forum, Aachen.
  • 19.06.2021 - 12.09.2021 Lovely Creatures - Tiere, Monster, Menschen in der Kunst - Ludwig Forum, Aachen.
  • 29.05.2021 - 22.11.2021 Acrimboldo Face to Face – Centre Pompidou-Metz, Paris.
  • 07.05.2021 - ∞ Wonderland – Albertina, Wien.
  • 05.03.2021 - 04.04.2021 Roy Lichtenstein – Broad Art Museum, East Lansing.
  • 23.01.2021 - 24.05.2021 Nachleuchten. Nachglühen - Kunsthaus Baselland.
  • 01.07.2020 - 25.04.2021 MISFITTING TOGETHER - MUMOK Wien.
  • 20.06.2020 - 23.08.2020 Mapping the Collection – Museum Ludwig Köln.
  • 03.04.2020 - 26.07.2020 Pop on Paper. Von Warhol bis Lichtenstein – Kulturforum Berlin/ Gemäldegalerie, Berlin.
  • 08.02.2020 - 14.06.2020 Sight Seeing – Kunsthalle Emden.
  • 08.11.2019 - 15.03.2020 Der montierte Mensch / The Assembled Human - Museum Folkwang, Essen.
  • 06.11.2019 - 11.01.2020 ACCROCHAGE - Galerie Boisserée, Köln.
  • 01.09.2019 - 31.12.2019 Westkunst - Ostkunst. A Selection from the Collection - Ludwig Museum - Museum of Contemporary Art, Budapest.
  • 18.05.2019 - 18.08.2019 Frozen Gesture. Gesten in der Malerei - Kunst Museum Winterthur.
  • 09.06.2018 - 22.04.2019 ZERO - Museum of Old and New Art, Hobart.
  • 12.07.2018 - 14.10.2018 A Tale of Two Worlds - Museo de Arte Moderno de Buenos Aires.
  • 09.12.2017 - 21.05.2018 AMERICA! AMERICA! HOW REAL IS REAL? - Museum Frieder Burda, Baden-Baden.
  • 01.11.2017 - 04.11.2018 From the Collection: Artists at Mid to Late Career - The Museum of Modern Art, New York.
  • 21.06.2017 - 19.08.2017 ROY LICHTENSTEIN (Manhattan 1923 – 1997 Manhattan) - Galerie Boisserée, Köln.
  • 09.03.2017 - 18.06.2017 The American Dream - pop to the present - British Museum, London.
  • 19.03.2016 - 24.07.2016 From Kandinsky to Pollock. The Art of the Guggenheim Collections - Palazzo Strozzi, Florenz.
  • 24.02.2016 - 15.05.2016 International Pop - Philadelphia Museum of Art, Philadelphia.
  • 17.09.2015 - 24.01.2016 The EY Exhibition: The World Goes Pop - Tate Modern, London.
  • 11.07.2015 - 18.10.2015 American Icons: Masterworks from SFMOMA and the Fisher Collection - Musée Granet, Aix-en-Provence.
  • 26.06.2014 - 31.01.2015 Roy Lichtenstein: Intimate Sculptures - FLAG Art Foundation, New York.

  

Auszeichnungen

  • 1996: Ehrendoktor in Bildener Kunst von der George Washington University, Washington, D.C.
  • 1995: Kyoto Prize, Kyoto.
  • 1993: Amici de Barcelona Award, L’Alcalde de Barcelona.
  • 1991: Creative Arts Award, Brandeis University.
  • 1979: Ehrendoktor in Bildener Kunst vom Southampton College, New York.
  • 1953: Award for woodcut at Contemporary Printmaking Exhibition, Ohio State University.
  • 1951: Museum Purchase Award, Brooklyn Museum.

 

Filme

  • Roy Lichtenstein. Dokumentation von Chris Hunt, 51 min, USA 1991.
  • Roy Lichtenstein. Porträt, Dokumentation von Michael Blackwood, 43 min, Deutschland 1975.

 

Literatur

  • Roy Lichtenstein: 1923-1997. Die Ironie des Banalen, Janis Hendrickson, Köln 2016.
  • Lichtenstein - posters, Ausstellungskatalog, Jürgen Döring & Claus von der Osten, München, London, New York 2013.
  • Roy Lichtenstein - black & white 1961 - 1968, Ausstellungskatalog, Isabelle Dervaux (Hrsg.), Ostfildern 2011.
  • Roy Lichtenstein: posters and more, Ausstellungskatalog, Christine Vogt (Hrsg.), Oberhausen 2011.
  • Roy Lichtenstein: Kunst als Motiv, Ausstellungskatalog, Gianni Mercurio, Köln 2010.
  • Roy Lichtenstein und Ostasien, Karen Bandlow, Petersberg 2007.
  • Die Parodie im Frühwerk Roy Lichtensteins: Comic-Gemälde 1961-1964, Eva Wattolik, Kromsdorf 2005.
  • Roy Lichtenstein, classic of the new, Ausstellungskatalog, Eckhard Schneider (Hrsg.), Köln 2005.
  • Roy Lichtenstein - Spiegelbilder 1963 - 1997, Ausstellungskatalog, Gerard Hadders (Hrsg.), Ostfildern-Ruit 2000.
  • Roy Lichtenstein, Ausstellungskatalog, Delia Ciuha (Hrsg.), Ostfildern-Ruit 1998.

 

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